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Memento mori: Friedhofskultur im Zeitenwandel

Inhaltsverzeichnis

Die Friedhofskultur in Deutschland hat eine lange Geschichte und somit unterlag sie immer schon dem Zeitgeist verschiedener Epochen und erlebte den einen oder anderen Wandel. Bis ins 16. Jahrhundert hinein befand sich der Friedhof bspw. noch direkt bei der Kirche, angeschlossen an den Kirchhof. Doch mit der raschen Bevölkerungszunahme begann man nach und nach die Toten wieder außerstädtisch zu begraben, was im Übrigen im Altertum auch schon so gemacht wurde. Somit waren Friedhöfe nicht mehr so präsent, sie lagen ja nicht mehr im Stadtkern.

Heute wiederum muss sich die Friedhofskultur ganz neuen Strömungen entgegensetzen. Auf der einen Seite leben und denken die Menschen des 21. Jahrhunderts anders, als sie es noch vor 100 Jahren getan haben. Religion und Glaube, die eng mit der Art und Weise einer Bestattung verbunden sind, spielen keine übergeordnete Rolle mehr. Viele Menschen entscheiden sich nicht mehr eindeutig für eine festgelegte Religion, sondern legen ihren Glauben individuell aus. Somit verlieren teilweise auch feste Strukturen und Rituale bei der Beisetzung von Familienangehörigen an Bedeutung. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass Urnenbestattungen und anonyme Begräbnisse im Laufe der letzten Jahre deutlich zugenommen haben.

Auf der anderen Seite machen auch die Technologiesierung und Digitalisierung unserer heutigen Welt einer klassischen Friedhofskultur Konkurrenz. Im Internet gibt es mittlerweile zahlreiche virtuelle Online-Friedhöfe. Dort können die Menschen Gedenkseiten für ihre Hinterbliebenen erstellen, virtuelle Kerzen anzünden oder sich mit anderen Betroffenen im Forum austauschen. Dadurch kann den Verstorbenen ganz einfach von zu Hause aus und zu jeder Zeit gedacht werden. Was auf den ersten Blick seltsam und nicht unbedingt würdevoll erscheint, ist in einer Welt aber nicht abwegig, in der es „normal“ ist, Heiratsanträge und Liebesbekundungen auf Facebook zu posten und jede erdenkliche Neuigkeit, ob privat oder beruflich, zu bloggen und zu twittern.

So ist es eben auch nicht verwunderlich, dass laut einer aktuellen Umfrage beinahe 60% angeben, keinen besonderen und festgelegten Ort der Trauer zu benötigen.

Und doch wissen wir aus allen geschichtlichen Epochen, dass jede Bewegung, jeder „Trend“ immer auch eine Gegenbewegung nach sich zieht. Und so zeigt sich, dass neben der steigenden Nachfrage nach anonymen Bestattungen auch das Interesse an einer traditionellen Bestattung wieder zunimmt, an einer Grabstätte, die individuell gestaltet ist und den Verstorbenen in aller Würde eine letzte Ruhestätte gibt. Die Studienergebnisse einer Erhebung aus 2013 machen dementsprechend deutlich, dass die Menschen nach wie vor auf den Friedhof gehen, wenn auch nicht unbedingt regelmäßig und häufig. Lediglich 13% der Befragten gehen nie auf einen Friedhof, um einen Grabbesuch vorzunehmen, wohingegen insgesamt 55% dies mehrmals im Jahr bis sogar wöchentlich tun.

Von einem Verfall der Friedhofskultur, auch im klassischen Sinne, kann also keine Rede sein. Dennoch ist es unumgänglich, den Zeitgeist zu erfassen und den Menschen begreiflich zu machen, was es bedeutet, die Grabstätte des geliebten Verstorbenen aufsuchen zu können.

Ein Friedhof ist mehr als eine Trauerstätte

Die Art und Weise der Beerdigung ist nämlich ein wichtiger Entschluss, dessen Tragweite und Bedeutung viele Menschen häufig unterschätzen. Denn ein Friedhof ist nicht nur die letzte Ruhestätte für den Verstorbenen. Er ist ein besonderer Ort der Begegnung, nicht nur für die Hinterbliebenen untereinander, sondern auch in der Verbindung zwischen der Gemeinschaft der Lebenden mit den Toten. Darüber hinaus ist diese letzte Ruhestätte der Ort, an dem Trauer „erlaubt“ ist, an dem es legitim ist, sich Zeit zu nehmen, sich zu erinnern und in aller Stille und Besinnung die eigenen Gefühle zu hinterfragen. Das ist, gerade in unserem hektischen und lauten Zeitalter, enorm wichtig. Und auch die Pflege des Grabes kann eine beruhigende Wirkung haben, sei sie als letzter Liebesdienst zu verstehen oder als Chance, sich einzubringen, etwas „tun“ zu können in einer Phase, in der man sich oft doch so hilflos fühlt.

Nicht umsonst haben wir Menschen seit Jahrtausenden gelernt, für Situationen, die uns alle irgendwann betreffen und die immer wiederkehren, Rituale, Zeremonien und Traditionen zu entwickeln. Das zeigt ja selbst ein Phänomen wie der virtuelle Friedhof im Internet, denn auch dort geht es darum, einen Raum und eine Struktur zu schaffen, um ritualisierte Handlungen zu vollführen. Soziale Gefüge funktionieren heute also immer noch, nur eben anders als früher. Und doch ist den meisten Menschen gerade in einer Phase der Trauer bewusst, dass sie aufeinander angewiesen sind. Begegnungsstätten und gemeinsame Rituale können dabei enorm helfen. Je besser es alles in allem gelingt, die Traditionen der klassischen Friedhofskultur mit den gesellschaftlichen und kulturellen Ansprüchen der Moderne sowie den individuellen Bedürfnissen und Vorstellungen der Menschen in Einklang zu bringen, desto stärker und gefestigter können und werden Friedhöfe und Grabstätten auch weiterhin wichtiger Bestandteil der Gesellschaft sein.

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