„Sand/Erde und Blumen in das Grab werfen“ – Was dieser Brauch bedeutet, wie genau er durchgeführt wird und wer dafür zuständig ist, dass sich zum gegebenen Zeitpunkt alles an Ort und Stelle befindet, lesen Sie hier!
Eine Beerdigung ist nichts Alltägliches – Gott sei Dank! Die meisten von uns kommen statistisch gesehen erst nach ihrem 35. Lebensjahr mit einer Bestattung in Berührung. Das bedeutet allerdings auch, dass viele Menschen nicht wissen, wie sie sich in diesem Falle, bei der Trauerzeremonie und der anschließenden Beerdigung, zu verhalten haben. Wovon viele aber schon einmal gehört haben, ist der Brauch, Blumen und Sand oder Erde in das Grab zu werfen.
Wann genau werden Blumen und Sand ins Grab geworfen?
Folgt man einer christlichen, konfessionsgebundenen Tradition, unterliegt der Ablauf einer Bestattung einer festgelegten Liturgie:
- Zunächst einmal findet in der Friedhofskappelle ein Trauergottesdienst statt.
- Im Anschluss daran wird der Sarg (oder die Urne) zum Grab getragen. Dies nennt man offiziell den „Trauerzug“.
- Am Grab selbst wird der Sarg/die Urne beigesetzt, die Träger verbeugen sich und die Angehörigen treten an das Grab.
- Meist wird dann ein Gebet gesprochen, der Pastor oder die Pastorin wirft dreimal Erde ins Grab und spricht die Worte „Aus der Erde sind wir genommen, zur Erde sollen wir wieder werden, Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“. Damit wird ausgedrückt, dass der Mensch von Gott ins Leben gerufen wurde und nun zu ihm zurückkehrt.
- Im Anschluss daran ist der Zeitpunkt da!
» Nun haben die Trauergäste die Gelegenheit, Blumen oder Blütenblätter sowie (mit einer Schaufel) Sand/Erde ins Grab zu werfen.
Selbstverständlich treten dabei als erstes die engsten Angehörigen an das Grab und werfen ihre letzten Beigaben hinein. Die weiteren Trauergäste folgen und kondolieren anschließend der Familie.
Was bedeutet dieses Ritual?
Das Werfen von Blumen und Erde macht man nicht einfach nur so, es hat eine bestimmte Bedeutung:
- Die Blumen/Blütenblätter werden von der Familie ins Grab geworfen, um Liebe, Zuneigung und Würdigung dem/der Verstorbenen gegenüber auszudrücken, von den Angehörigen ins Grab geworfen, um dem/der Verstorbenen einen letzten Dienst zu erweisen, Abschied zu nehmen, den Tod zu akzeptieren und um der Familie und den nahen Verwandten und Freunden zu zeigen, dass man ihnen in dieser schweren Trauerzeit beistehen wird.
- Das Werfen von Sand oder Erde versinnbildlicht das gemeinsame symbolische Schließen des Grabes, die Vergänglichkeit des Körpers sowie die Übergabe des Leichnams an die Erde.
In manchen Regionen wird dabei darauf geachtet, diese Geste genau dreimal auszuführen (dies ist jedoch nicht vorgeschrieben). Damit soll auf die Dreifaltigkeit hingewiesen werden, denn: Die Beerdigung geschieht im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Auch wird ganz unterschiedlich gehandhabt, ob die Erde/der Sand mit einer kleinen Schaufel oder einfach mit der Hand ins Grab geworfen wird. Feste Regeln gibt es dabei nicht, hier stehen wohl eher hygienische Motive im Vordergrund.
Mancherorts ist es auch üblich, dass die Männer – aus alter Tradition heraus – die Erde werfen, die Frauen hingegen die Blumen.
Eine andere Variante ist, dass es nur den engsten Angehörigen obliegt, die Blumen ins Grab zu werfen. Alle anderen Trauergäste werfen Erde. Aber auch hierbei gibt es keine festen Vorschriften.
Wer bringt Erde und Blumen mit?
Um die Beerdigung kümmern sich die engsten Angehörigen. So ist es auch ihre Aufgabe, die Blumen und/oder Blütenblätter zu besorgen. Entweder kaufen sie diese selbst in einem Blumengeschäft oder sie übergeben diese Aufgabe an den Bestatter, was in der Regel zwar teurer ist, aber zum Rundum-Service eines Bestattungsunternehmens dazugehört. Viele Trauergäste werden allerdings auch von sich aus schon Blumen oder kleine Blumensträuße mit zur Beerdigung bringen, um diese an das Grab zu legen oder hineinzuwerfen.
Die „vorgeschriebene oder typische Trauerblume“ gibt es übrigens nicht. Meistens werden (rote oder weiße) Rosen(-Blätter) verwendet oder – je nach Jahreszeit – Nelken, Lilien, Schlüsselblumen, Chrysanthemen o.ä.
Das Bereitstellen von Eimer und Erde/Sand kann ebenfalls Aufgabe des Bestatters sein oder aber auch in Händen der Friedhofsverwaltung liegen. Dieses ist im Vorfeld der Beerdigung am besten zu erfragen, damit es keine Missverständnisse gibt.
Ist der Brauch des Blumen- und Erde-Werfens ein Muss?
Nein, natürlich nicht. Es handelt sich bei beiden Bräuchen um eine christliche Tradition mit entsprechender Symbolik. Doch moderne Trauergottesdienste und Bestattungszeremonien werden immer individueller. Die Angehörigen haben ein großes Mitspracherecht und viele Pastorinnen und Pastoren lassen Abweichungen, persönliche Wünsche und Einflussnahme zu. Noch individueller kann natürlich eine weltliche Trauerfeier mit einem freien Trauerredner/einer freien Trauerrednerin gehandhabt werden. Da, wo kirchliche Konventionen und christliche Tradition keine Rolle spielen, sind Rahmen und Ablauf frei gestaltbar.
Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei aber um eine schöne würdevolle Tradition, die das Abschiednehmen vielleicht ein bisschen erleichtert und auf die man gerne – bei aller Individualität und persönlicher Vorlieben – zurückgreifen mag.
Gilt das alles nur für die traditionelle Erdbestattung?
Auch hier lautet die Antwort: Nein, natürlich nicht. Ob es sich beim Grab nun um ein traditionelles Sarggrab (Einzelgrab / Familiengrab) handelt oder um ein Urnengrab, ist im Grunde egal. Blumen und Erde können auch ins Urnengrab geworfen werden, wenn es gewünscht wird. Dies entscheiden ebenfalls die engsten Angehörigen.
Alles in allem kann man sagen: Sollte Unsicherheit über Ablauf und Brauchtum bei einer bevorstehenden Beerdigung bestehen, lohnt es sich, bei den engsten Angehörigen nachzufragen, ob bspw. Blumenschmuck erwünscht ist. Viele schreiben diese Informationen aber auch in die Ankündigung des Trauergottesdienstes mit hinein, um Missverständnisse bereits im Vorfeld zu vermeiden. Vor allem, wenn es NICHT gewünscht ist, Blumen ans Grab zu legen oder hineinzuwerfen, sollte im Vornherein nicht versäumt werden, dieses anzukündigen. Sonst bringen garantiert viele der Trauergäste Blumen mit, weil sie es üblicherweise so kennen.