Eine Grabstätte ohne Inschrift – geht das überhaupt? In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Regelungen für Inschriften auf Grabsteinen.
Beschäftigen wir uns mit Grabsteinen, so sehen wir oftmals solche mit schönen, großflächig angelegten Bildhauereien. Da kann man sich gut und gerne die Frage stellen, ob eine Inschrift überhaupt notwendig ist und ob ein Bild manchmal nicht mehr sagt, als jedes Wort.
Im Folgenden soll genau dies thematisiert werden. Somit erläutern wir, ob nicht beschriftete Grabdenkmäler möglich sind und was deren Vor- und Nachteile sein können. Zudem wird auch der Unterschied zu anonymisierten Grabdenkmälern und dem geschichtlichen Hintergrund thematisiert.
1. Grabstätte ohne Inschrift
Verstirbt eine geliebte Person, so investieren wir lange Zeit, den richtigen Stein für deren Grabstätte zu finden. Dabei ist es uns wichtig, dass alles passt und entsprechend den Vorstellungen der Verstorbenen genügt. Denn die Bedeutung eines Grabsteins entspricht schließlich der Ehrung der Toten und deshalb halten wir meist neben dem Lebenszeitraum und dem Namen auch einen passenden Spruch, den Beruf oder eine persönliche Notiz darauf fest.
Zu den Gestaltungselementen eines Grabsteins lesen Sie gerne unseren Blogartikel.
Was aber, wenn wir keine Worte finden und den Namen lieber im Herzen tragen möchten, als in den Stein zu meißeln, oder der Name keine Bedeutung für die Person hat?
Um einen Grabstein einer gewissen Person zuzuordnen, braucht es den Namen nicht zwingend: Theoretisch könnten die Merkmale des Denkmals als Wiedererkennungsmerkmal für Angehörige und Freunde dienen – vorausgesetzt, sie waren auf der Beerdigung anwesend, wissen, wie der Grabstein aussieht, oder sie wissen, wo genau sich die Ruhestätte der betreffenden Person auf dem Friedhof befindet.
Zu Grabsteinen ohne Inschrift und zu den generellen Regeln für Grabsteine ausführlicher im Laufe des Beitrags.
2. Historischer Kontext von Grabsteinen und deren Inschrift
Die Tradition einer Inschrift auf Grabsteinen geht schon weit zurück. Schon in der Antike wurden Inschriften auf Grabsteinen festgehalten, um ein Grab zu kennzeichnen. Solche Inschriften bestanden dabei meist aus den Vor- und Nachnamen der Verstorbenen, den Lebensdaten derer und religiösen Sprüchen oder Symbolen.
Mittlerweile finden sich auch vereinzelt nicht religiöse Sprüche auf Grabsteinen, die diese individualisieren und den Verstorbenen Gedenken schenken.
Heutzutage finden sich auch vermehrt Porträts auf den Grabsteinen. Eher selten sind dieser Tage lange, ausführliche Sprüche oder gar epische Erzählungen.
Im Grunde sind Angehörigen in der Gestaltung kaum Grenzen gesetzt, jedoch gibt es gesetzliche Vorschriften, die Diskriminierung oder generell verbotene Zeichen, wie beispielsweise das Hakenkreuz, verbieten. Aber auch jeder Friedhof kann eigene Regelungen festlegen, wodurch sich Einschränkungen in der Gestaltung ergeben.
3. Regelungen bei Grabstätten und deren Inschrift
Wer sich genauer auf dem Friedhof umsieht, stellt fest, dass neue Grabstellen vorwiegend Holzkreuze mit Namen und Lebensdauer der Verstorbenen aufweisen. Das liegt daran, dass ein Grabstein bei einer Erdbestattung, abhängig von der Bodenbeschaffenheit, erst nach etwa 6 Monaten gesetzt werden darf, da sich die Erde erst noch setzen und verdichten muss, sodass der Stein auch stabilen Halt bekommt.
Bei Urnengräbern kann der Stein jedoch oftmals direkt gesetzt werden.
Grundlegend findet vor allem die Erdbestattung recht schnell nach dem Dahinscheiden der Person statt, sodass man dadurch anschließend genug Zeit hat, sich in Ruhe um einen passenden Stein zu kümmern. Ein Holzkreuz darf jedoch maximal 12 – 14 Monate stehen.
Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung zum Aufstellen eines Grabsteins. Friedhöfe sind zwar frei zugängige und öffentliche Orte und die Grabsteine Eigentum der jeweiligen Grabstelleinabenden, doch gelten jeweils die Friedhofsgesetze der einzelnen Bundesländer, sowie die jeweilige Friedhofsordnung der einzelnen Kommunen, Kirchen oder Friedhofseigentümer.
So kann es der Fall sein, dass Friedhöfe oder Grabfeld betreibende die Setzung oder das Verbot (bei anonymen Grabfeldern) eines Grabsteins vorschreiben können. Dies kann historische sowie gestalterische Gründe haben. Bevor man sich also grundlegend mit der Grabgestaltung beschäftigt, sollte man sich über die jeweilige Friedhofsordnung informieren und demnach die Vorstellungen oder die Grabstelle anpassen. Andernfalls bekommt man keine Genehmigung zur Setzung des Grabsteins.
So muss auch der Entwurf des Grabsteins vom Steinmetz bei den Friedhofsbetreibenden eingereicht werden, um diesen freigeben zu lassen. Doch ergibt sich daraus in der Gestaltung meist keine Einschränkung. Oftmals entscheiden sich Hinterbliebene dazu, den Vor- und Nachnamen, die Lebensdaten sowie Sprüche, Symbole oder Berufsangaben zu hinterlassen, doch sind auch Abweichungen davon oftmals möglich.
Auch findet man oftmals den Rufnamen auf einem Grabstein anstelle des tatsächlichen Taufnamens, wie beispielsweise Jo anstelle von Johannes oder Mascha statt Maria. Es kann auch bei unverheirateten Paaren ein vermeintlicher Ehename festgehalten werden. In manchen Fällen findet sich auch die Berufsbezeichnung mit auf dem Stein. Dabei wird jedoch nicht überprüft, ob diese der Realität entspricht.
Ein Grabstein ohne Inschrift oder die Nennung des Namens ist jedoch, wenn es sich nicht um ein anonymes Grab handelt, recht schwer zu legitimieren. Vorwiegend sind Hinterbliebene dazu verpflichtet, das Grab mit schriftlichen Hinweisen zu versehen, sodass Verstorbene identifiziert werden können. Dies muss jedoch nicht notwendig auf dem Stein selbst erfolgen. Auch kann dafür eine Plakette aus diversen Materialien gebrauch finden oder beschriftete Stelen oder kleine Steinblöcke hinzugefügt werden.
4. Anonyme Bestattung
Gerade an trüben Wintertagen oder dem Versterben einer Person, die uns sehr nahe stand, finden wir uns wieder bei den großen Fragen des Lebens: Was tue ich hier überhaupt? Warum existiert Leben auf der Erde? Existiert Leben auch auf anderen Planeten? Und was ist der Sinn des Lebens?
Meist beantworten wir uns die letztere Frage damit, dass wir etwas hinterlassen möchten. Sei es durch ein Buch, durch weitergegebene Weisheit, Kinder oder eine ehrenwerte Tat. Wir hinterlassen eine Spur. Egal, ob wir wollen oder nicht, unsere Existenz hinterlässt Spuren, aber wir wollen einen Grundstein legen. Diesen Gedanken übertragen wir oft symbolisch auf den Grabstein, den wir nach dem Ableben setzen. Was aber, wenn wir nicht mit unserem Namen oder an einen bestimmten Ort erinnert werden möchten? Dafür gibt es sogenannte anonyme Grabstätten.
An solchen Grabstätten ist nicht ersichtlich, wer dort bestattet ist. Da ein solches Grab keinen Stein, keine Platte oder anderweitige Kennzeichnung aufwirft, ist es für Fremde nicht erkennbar, wo genau eine Person begraben liegt. Bei solchen anonymen Grabstätten handelt es sich vorwiegend um Urnengräber. In seltenen Fällen werden Verstorbene auch in Särgen beigesetzt.
5. Gründe für eine anonyme Bestattung
Eine anonyme Beisetzung kann unter anderem soziale, kulturelle, wirtschaftliche oder auch andere Gründe haben.
Zum Beispiel sind anonyme Bestattung meist sehr viel kostengünstiger, da keine Kosten eines Grabsteins oder einer Anlage anfallen. Auch bedarf es zumeist weniger bis keiner individuellen Grabpflege, da ein anonymes Grab schlichtweg Teil eines großen Grabfeldes ist. Diese bedürfen dann grundsätzlich wenig bis keinen Aufwand für Hinterbliebene. Zudem werden diese Grabfelder oftmals das gesamte Jahr über professionell betreut und bieten dadurch einen schönen und besinnlichen Ort für Hinterbliebene. Auch gibt es oftmals einen festgelegten Platz, an dem Hinterbliebene Andenken hinterlassen können.
In Deutschland kann beinahe jede Bestattungsart auch anonym durchgeführt werden.
6. Was ist eine halbanonyme Bestattung?
Nun haben wir geklärt, was eine anonyme Bestattung ist, doch gibt es auch sogenannte halb anonyme Bestattungen. Halb anonyme Bestattungen sind solche, bei denen neben dem Grabfeld die Namen der dort Begrabenen auf beispielsweise einer Tafel oder Stele genannt werden. Solche finden sich oftmals bei Themengärten, Bestattungswäldern oder Blumengärten wieder.
Somit wissen Hinterbliebene, an welchem Ort die verstorbene Person begraben liegt, jedoch wissen sie nicht die exakte Stelle, wo das Grab aufzufinden ist.
Gründe für eine halb anonyme oder auch eine anonyme Bestattung können unter anderem sein:
- Der Leichnam wurde der Wissenschaft gespendet und nachfolgend auf einer Ehrengrabstätte bestattet.
- Sobald es keine Hinterbliebenen mehr gibt, die sich um die Grabpflege kümmern würden oder den Ort zur Trauer nutzen würden.
- Sofern ein Leichnam nicht identifiziert werden kann.
- Wenn eine Bestattung durch die öffentliche Verwaltung veranlasst wird.
- Sofern eine umweltfreundliche Bestattung gewünscht wird, wird oft eine anonyme Bestattung gewählt.
- Auch wenn Krieg oder Unruhen vorherrschen, werden Verstorbene oft durch
○ kollektive Anteilnahme
○ Massengrabstätten
○ unidentifizierte Leichname anonym begraben.
Vielleicht möchten Verstorbene auch lebend in Gedanken erinnert werden, statt einen Ort der Trauer zu bieten.
7. Anonyme Grabstätte für Hinterbliebene
Eine anonyme Grabstelle bedeutet nicht auch, dass Hinterbliebene von der Bestattung ausgeschlossen werden. Auch bei einem unmarkierten Grab kann also eine Bestattung mit Angehörigen stattfinden. Jedoch sollte vorab geklärt werden, ob dies so vom jeweiligen Bestattungsort vorgesehen ist, da Hinterbliebene nicht immer anwesend sein dürfen. In diesem Fall wissen Hinterbliebene also nicht, wo genau die verstorbene Person begraben liegt, womit das Grab absolut anonym bleibt.
So gesehen bietet sich also eine anonyme Bestattung auch für Personen, die keine Hinterbliebenen mehr aufweisen, die den Ort der Bestattung pflegen können oder diesen als Ort der Trauer nutzen würden.
8. Ethikaspekte von anonymen Grabstellen
Ein anonymes Begräbnis kann, wie bereits erwähnt, viele Gründe haben, doch es gibt auch Kritik an dieser Art der Bestattung. Unter anderem argumentieren Kirchenverbände, dass Menschen von ihrem Namen nicht zu trennen sind und dieser Auffassung komme eine anonyme Bestattung nicht nach. Dieser Auffassung käme womöglich auch kein Grabstein ohne Namen als Inschhrift nach, weshalb zumindest Friedhöfe, die einer Kirchengemeinschaft angehören, diesen Wunsch wahrscheinlich ablehnen könnten.
Auch sind manche Menschen der Ansicht, dass die anonyme Bestattung den Verstorbenen ihrer Würde berauben würde.
9. Fazit
Ob anonym, halb anonym oder mit Inschrift: im Grunde geht es bei der Grabgestaltung um den letzten Wunsch der verstorbenen Person oder darum, den Hinterbliebenen eine Möglichkeit zu geben, angemessen zu trauern – dem sollte in jedem Fall so gut es geht nachgegangen werden.
Haben Sie einen besonderen Wunsch zur Gestaltung eines Grabsteins? Lassen Sie uns sprechen. Im Kurz Natursteinzentrum beraten wir Sie gerne persönlich und einfühlsam, um ein passendes Grabmal zu entwickeln und zu fertigen.