Trauer braucht eben Zeit – doch dafür ist in unserem Alltag häufig kein Platz.
Wenn ein geliebter Mensch stirbt, bricht eine Welt zusammen und der Alltag gerät vollständig aus den Fugen. Die einen kommen über den Verlust nicht hinweg, die anderen geraten dagegen nur ins Wanken. Warum ist das so? Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2016 glauben 49 % der Männer und 35 % der Frauen, dass nach dem Tod nichts mehr kommt. Diese Einstellung kann es erschweren, über einen Verlust hinwegzukommen. Daher ist es umso wichtiger, Trauer zuzulassen.
Das Thema Tod wird häufig verdrängt – bis ein Angehöriger oder ein guter Freund von uns geht und der Tod und die damit verbundene Trauer plötzlich präsent und häufig überwältigend sind. Die Beerdigung ist dann meist eines der letzten Rituale, um sich von dem geliebten Menschen zu verabschieden. Doch die Trauer ist damit nicht vorbei.
Trauer braucht Zeit
Trauer ist sehr individuell. Sie betrifft Seele und Körper und wird in verschiedenen Phasen durchlaufen, die von tiefem Schmerz über Angst bis hin zur Hoffnungslosigkeit reichen können. Sie reißt uns heraus aus dem Alltag – und hilft uns doch, mit dem Verlust zurechtzukommen und den Schmerz zu verarbeiten. Häufig verspürt man in dieser Phase den tiefen Wunsch, nicht allein zu sein.
Dass der Tod Menschen verbindet, zeigt auch eine Umfrage: Die Frage „Wie erinnern Sie sich an verstorbene Freunde und Verwandte?“ beantworteten 80 % der Befragten mit „Ich tausche mit anderen Erinnerungen aus“. Nach einem Verlust das Leid mit anderen zu teilen, ist menschlich und kann sehr hilfreich und tröstend sein. Trauer braucht eben Zeit – doch dafür ist in unserem Alltag häufig kein Platz.
Viele Trauerbräuche sind aus unserer Gesellschaft verschwunden. Somit ist auch das Thema Tod immer weiter zur individuellen Angelegenheit geworden, das in der Öffentlichkeit kaum thematisiert wird. Daher können Beerdigungen ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Trauerbewältigung sein. Bei der Zeremonie können Angehörige und Freunde bewusst Abschied nehmen.
Stätten der Erinnerung schaffen
Nur 12 % der über 60-Jährigen (und 14 % der 30- bis 39-Jährigen) glauben laut einer Umfrage, dass man seine Liebsten im Jenseits wieder trifft. Der überwiegende Anteil geht davon aus, dass der Tod endgültig ist. Daher sind Orte der Trauer, wie zum Beispiel das Grab, umso wichtiger. Viele Hinterbliebene kehren häufig an das Grab zurück, denken an den Verstorbenen oder sprechen dort zu ihm. Auch das Bepflanzen und Pflegen des Grabes kann helfen, den Kummer und Schmerz erträglicher zu machen.
Am Grab kann der Verstorbene bewusst betrauert werden: Die Trauer bekommt einen Platz und kann besser verarbeitet werden. Mit der Zeit wird sie so milder und leichter. Die Grabstätte / Friedhof wandelt sich dann langsam vom Ort der Trauer zum Ort der Erinnerung: Im Jahr 2014 gaben bei einer Umfrage 68 % der Befragten an, dass sie das Grab verstorbener Freunde oder Verwandte besuchen, um sich zu erinnern. Somit kommt dem Grab auch nach der Beerdigung eine wichtige Bedeutung zu. Umso wichtiger ist es, die Friedhofskultur zu bewahren.
Quellen: Statista